Über das Malteser Krankenhaus zur Heiligen Familie in Bethlehem

Erfahren Sie hier mehr über unser Krankenhaus, seine Geschichte, die Außenstationen und die mobile Klinik. Verschiedene Überlebensgeschichten und ein Video aus der Region zeigen, wie wertvoll die Arbeit des medizinischen Personals vor Ort ist.

Zahlen, Daten und Fakten

Bethlehem ist Teil der palästinensischen Gebiete: ein Entwicklungsgebiet mit großem Bedarf an Aufbauhilfen, gerade in der medizinischen Versorgung.

Seit 1990 betreibt der Malteserorden das Malteser Krankenhaus zur Heiligen Familie. Mit seiner Neugeborenen-Intensivstation sowie mehr als 4.300 Entbindungen im Jahr ist das Malteser Krankenhaus die größte gynäkologische und geburtshilfliche Klinik der Region. Es verfügt über 63 Betten, eine Intensivstation für Neugeborene mit 18 Bettchen, eine Intensivstation für Mütter mit zwei Betten und eine Tagesklinik mit sechs Betten.

170 qualifizierte Mitarbeitende gewährleisten die bestmögliche Versorgung der Frauen und Kinder. Außerdem bildet das Krankenhaus in Zusammenarbeit mit der Hebammenschule der Universität einheimische Fachkräfte aus und leistet auch so direkte Hilfe zur Selbsthilfe.

Die Anzahl der Geburten variiert von Jahr zu Jahr und hängt von der politischen und wirtschaftlichen Situation ab. Waren es 1.000 Geburten im ersten Jahr, so wurden im Jahr 2000 bereits mehr als 3.000 Babys im Krankenhaus geboren. 2017 kamen mehr als 4.300 Kinder im Malteser Krankenhaus zur Welt.

Seit der ersten Geburt im Jahr 1990 wurden mehr als 80.000 Babys in unserem Krankenhaus in Bethlehem geboren. Die Sterblichkeitsrate liegt bei 1,88 auf 1000 Geburten, das heißt auf europäischem und amerikanischem Standard. Das Krankenhaus betreut einen hohen Anteil an so genannten Risikogeburten, da der hohe medizinische Standard über die Grenzen Bethlehems hinaus bekannt ist. 

In Kürze:

  • 170 Mitarbeiter/innen, überwiegend christliche Belegschaft in der Administration, 75% medizinisches Personal (Ärztinnen, Ärzte, Krankenschwestern, Krankenpfleger)
  • 63 Betten (2012: 43)
  • 3 Operationsräume
  • 7 Entbindungsräume
  • Tagesklinik mit 6 Betten
  • Intensivstation für Neugeborene mit 18 Bettchen (ca. 10 Prozent aller Geburten werden hier aufgenommen)
  • „Intensivstation“ für Mütter mit 2 Betten (sog. high dependency unit)

Die Geschichte der Geburtsklinik in Bethlehem

Die Geschichte des Malteser Krankenhauses zur Heiligen Familie in Bethlehem begann, als im Jahr 1882 der französische Schwesternorden „Compagnie des filles de la Charité“ ein Stück Land in Bethlehem kauften. Zwei Jahre später wurde der Grundstein für ein Krankenhaus mit 85 Betten gelegt.

Das Krankenhaus in Bethlehem öffnete seine Türen für die Patienten am 19. März 1895.

Mit der Zeit entwickelte es sich zu einem gut besuchten Krankenhaus, das die Bevölkerung Bethlehems 100 Jahre lang medizinisch versorgte – bis es 1985 aufgrund der politischen und sozialen Probleme im Arabisch-Israelischen Konflikt geschlossen werden musste. Die Schließung war für die Gesellschaft und speziell für die Mütter, die bei der Entbindung auf die Geburtsklinik angewiesen waren, eine Katastrophe. Der Malteserorden, gemäß seiner Tradition „Bezeugung des Glaubens und Hilfe den Bedürftigen“, setzte das Gebäude wieder in Stand und öffnete einen Flügel des alten Krankenhauses. Seitdem ist das Haus eine rein geburtshilfliche und gynäkologische Klinik.

Das Malteser Krankenhaus wurde am 20. Dezember 1989 mit der Inbetriebnahme der Außenstationen feierlich eröffnet. Am 26. Februar 1990 wurde das erste Baby in der neuen Entbindungsstation geboren. Seit diesem Meilenstein hat sich das Krankenhaus zu einem Entbindungszentrum für Bethlehem und Umgebung entwickelt.

Es bedient Bethlehem, Beit Jala und Beit Sahour und verschiedene daneben liegende Dörfer, vier Flüchtlingscamps und einige Beduinen-Siedlungen. Inzwischen hat sich der hohe medizinische Standard der Geburtsklinik herumgesprochen und immer mehr Mütter legen große Entfernungen zurück, um zum Krankenhaus zu gelangen.

Die Außenstationen

Da viele schwangere Frauen gar nicht in der Lage sind, nach Bethlehem zu kommen, hat das Malteser Krankenhaus zur heiligen Familie vier Ambulanzen eingerichtet. Im sieben Kilometer entfernten Teqoa, in Asakreh östlich von Bethlehem und in Nahaleen, das völlig von der Mauer eingeschlossen ist, die Israel von den palästinensischen Autonomiegebieten trennt und nur durch einen kontrollierten Zugang erreicht werden kann.

Das Outreach-Team bietet Schwangeren und jungen Müttern in den außerhalb gelegenen Dörfern die Möglichkeit, an Kursen zur Geburtsvorbereitung und Säuglingspflege teilzunehmen, klärt über Grundzüge der Hygiene und der gesunden Ernährung auf. Zum Programm gehört außerdem die Krebsvorsoge, Beratungen für Frauen nach den Wechseljahren und die Behandlung bei Diabetes.

Für Menschen in den ländlichen Regionen ist das Outreach-Programm der Malteser oft die einzige Möglichkeit überhaupt, eine angemessene medizinische Versorgung zu erhalten.

Die mobile Klinik

Seit 2005 betreut das Malteser Krankenhaus zur heiligen Familie Beduinen in der Judäischen Wüste. Mindestens einmal in der Woche suchen Mitarbeitende der Geburtsklinik in Bethlehem mit der mobilen Klinik die Camps in der Wüste auf. Die mobile Klinik ist ein Van, der mit medizinischen Geräten und einem Stromgenerator ausgestattet ist. "Ohne uns bekämen die Beduinen keinerlei medizinische Versorgung", erklärt Schwester Sophie. "Sie haben kein Geld und kämpfen ums Überleben." 

Besuch vor Ort

Kommen Sie mit und lernen Sie die Patientinnen, Patienten und Mitarbeitenden des Malteser Krankenhauses in Bethlehem kennen. In unseren Überlebensgeschichten berichten Familien von ihren Erlebnissen. In unserem Video erfahren Sie mehr über die Situation vor Ort.

Überlebensgeschichten

Jubiläum!

Jubiläum!

Ein besonderer Morgen im Krankenhaus zur Heiligen Familie in Bethlehem: Am 30. Mai 2021 um 9:00 Uhr wurde das 90.000. Baby im Krankenhaus seit 1990 zur Welt gebracht. Baby Wateen ist das dritte Kind einer Familie aus Beit Jala und wurde – wie schon ihre beiden Schwestern vor ihr – im Malteser Krankenhaus geboren.

Geburt in Zeiten von Corona

Geburt in Zeiten von Corona

Wenn Asia sich an die ersten Momente mit ihrem zehn Wochen zu früh geborenen Sohn Ramsey zurückerinnert, beginnt sie zu zittern. „Ich war einfach nur erschüttert und voller Sorge“, erzählt sie, „mein winziges Baby rang nach Luft und war zu schwach, um von mir gestillt zu werden.“ Den Ärzten des Malteser Krankenhauses in Bethlehem war klar: Ramseys einzige Chance war die Versorgung auf der Neugeborenen-Intensivstation.

Jedoch bahnte sich weiteres Unheil an: Asias Schwägerin wurde Corona-positiv getestet. Was, wenn sich Asia angesteckt hätte und ihr Baby infizieren würde? Sofort begab sich die junge Mutter in Isolation. „Ich weiß nicht, was ich in dieser Zeit ohne Schwester Mary gemacht hätte“, lächelt sie. Die leitende Sozialarbeiterin der Klinik hatte kurzerhand tägliche telemedizinische Termine anberaumt, um Asias Angst und Einsamkeit zu lindern und sie über Ramseys Gesundheitszustand und Fortschritte zu informieren.

Inzwischen ist Ramsey ein gesunder Säugling, dessen Eltern sich allmählich von den Prüfungen der Anfangszeit erholen. Übrig geblieben ist vor allem die Liebe für das Baby und pure Dankbarkeit für die Hilfe und Nächstenliebe, die sie im Malteser Krankenhaus zur Heiligen Familie erfahren haben.

Leuchtfeuer der Hoffnung für Mutter und Kind

Leuchtfeuer der Hoffnung für Mutter und Kind

Drei Monate zu früh setzen die Wehen bei Sajedh Masalmeh ein. „Ich spürte sofort, dass das nicht normal ist, dass etwas nicht stimmt“, erzählt sie mit erstickter Stimme. Gott sei Dank kommt sie ins Malteser Krankenhaus. Hier gibt es eine der wenigen Neugeborenen-Intensivstationen für solche Risikoschwangerschaften in der ganzen Region. In einem der Brutkästen, angeschlossen an Schläuche und Geräte, kämpft das Frühchen täglich um sein Leben.

„Ich war so niedergeschlagen nach der Geburt, wollte niemanden sehen. Nur meinen kleinen Winzling. Aber der lag da so allein in seinem Brutkasten.“ Sajedh kämpft immer noch mit den Tränen, wenn sie von dieser traumatisierenden Zeit erzählt. Zum Glück kann sie im Malteser Krankenhaus auch mit der dortigen Psychologin reden, die ihr zuhört und sie tröstet. So wird das Malteser Krankenhaus in Bethlehem zum Leuchtfeuer der Hoffnung für Mutter und Kind.

Mobile Malteser Klinik

Mobile Malteser Klinik

Der Weg aus der Wüste in die Stadt Bethlehem ist lang und beschwerlich – die medizinische Versorgung aber nur dort möglich. Viele Schwangere oder Mütter mit Kindern schaffen es deshalb oft nicht rechtzeitig dorthin. Die Folge: Zahlreiche behandelbare Krankheiten führen zum Tod – obwohl das verhindert werden könnte!

Die Ärzte des Malteser Krankenhauses zur Heiligen Familie haben deshalb eine mobile Klinik eingerichtet. Mit einem technisch bestens ausgerüsteten Bus fahren ein Kinder- und ein Frauenarzt zusammen mit einer Hebamme viermal pro Woche hinaus in die Wüstensiedlungen. Dort untersuchen und behandeln sie bis zu 30 schwangere Mütter und Kinder bei jeder ihrer Fahrten. Und retten so Leben!

Gefahr für Mutter und Kind

Gefahr für Mutter und Kind

Azams Augen strahlen. Der 40-jährige Arbeiter ist überglücklich, seine Frau und sein neugeborenes Söhnchen Joud in die Arme schließen zu können. Eigentlich war Rana für die erste Märzwoche „ausgerechnet“. Doch im Verlauf der Schwangerschaft ging es der 38-Jährigen immer schlechter: Schwangerschafts-Diabetes! Ihr Arzt überwies Rana zur Malteser Geburtsklinik, denn hier gibt es die einzige Diabetes-Sprechstunde für Schwangere in ganz Palästina.

Doch die Gefahr war noch nicht überstanden: Im achten Monat stieg Ranas Blutdruck rapide an – eine Schwangerschaftsvergiftung bedrohte das Leben von Mutter und Kind. Das Team der Geburtsklinik entschied: Wir müssen das Kind auf die Welt holen! Auf der Intensivstation leiteten sie die Wehen ein, um für weitere Komplikationen vorbereitet zu sein.
Aber alles wurde gut: Rana brachte einen gesunden Jungen zur Welt und erholte sich sehr gut von den Strapazen. Dankbar sagt sie: „Auch wenn mein Leben und mein Baby in Gefahr waren, hatte ich doch immer das Gefühl, in guten Händen zu sein.“ Und Azam ist überzeugt: „In jedem anderen Krankenhaus hätte ich meine Frau und mein Baby verloren. Es ist unglaublich, was die Malteser hier leisten.“

Eine ganz besondere Mutter

Eine ganz besondere Mutter

„Herzlichen Glückwunsch zur Geburt Deines Babys! Möge der neu geborene Engel jede Menge Glück und unvergessliche Stunden in Euer Leben bringen. Gott schütze die ganze Familie!“

Mit diesen Worten gratulieren die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Krankenhauses zur Heiligen Familie in Bethlehem der jungen Mama Dina Atick zu ihrem kleinen Amir. Der Grund für diese besondere Aufmerksamkeit: Amirs Mutter Dina war 1990 das erste Baby, das in der Klinik geboren wurde, nachdem die Malteser das damalige Allgemeinkrankenhaus von den französischen Ordensschwestern Filles de la Charité übernommen, instand gesetzt und als Geburtsklinik wiedereröffnet hatten.

Eindrücke aus Bethlehem